Zürich: hauchdünn am Hauptbewerb vorbei
Knapper hätte es nicht sein können, nach einer 2/3 Niederlage (11/9, 6/11, 5/11, 12/10, 11/13) und vergebenem Matchball gegen den deutschen Raphael Kandra (WRL 73) schrammte ich hauchdünn am Hauptbewerb des Grasshopper Cup vorbei. Auch der Lucky Loser Platz blieb mir verwehrt.
Schon vor dem Match war klar, dass es einen Lucky Loser geben wird, aufgrund einer kurzfrisitigen Absage von Oliver Pett im Hauptbewerb. Dies gab einem Qualifikanten, der in der letzten Qualirunde scheiterte noch die Chance per Los in den Hauptbewerb zu gelangen.
Doch mein Ziel war es natürlich mich mit einem Sieg gegen Raphael Kandra direkt zu qualifizieren.
Raphi und ich hatten letztes Jahr in Australien bereits 2 sehr harte und knappe Partien, welche beide über 70 Minuten dauerten, die zweite ging sogar mit 9/11 im fünften Satz in meinem ersten PSA-Finale an den Deutschen.
Ich spürte es irgendwie schon, dass es auch diesesmal sehr knapp werden wird.
Ich begann im ersten Satz nicht ideal und lag sehr rasch mit 1/5 zurück. Danach zeigte ich mehr Gegenwehr und ließ mich vom schnellen Spiel des jungen Deutschen nicht so leicht überrumpeln. Raphael begann danach etwas mehr Fehler zu machen, während ich die Bälle genauer verteilen konnte. Mit 11/9 ging der erste Satz an mich.
In den nächsten beiden Sätzen war ich derjenige mit der höheren Fehlerquote, währenddessen der deutsche Nationalspieler druckvoller spielte und seinerseits den Ball besser im Spiel hielt. Vor allem mit seinem sehr schnellen Angriffsspiel konnte er viele Punkte machen. Mit 6/11 und 5/11 gingen diese Durchgänge leider zu deutlich verloren, wobei ich mich doch etwas unter meinem Wert verkaufte.
Dies musste ich dringend ändern, wollte ich noch eine Chance haben. Es gelang mir meine Leistung im vierten Satz deutlich zu steigern. Ich spielte wieder genauer und geduldiger und konterte Raphis Angriffe sehr clever. Er versuchte stets zu attackieren und öffnete den Court dadurch sehr viel. Ich versuchte das Spiel gerader zu halten und auf Möglichkeiten oder Fehler zu warten.
Es war ein Auf und Ab von uns beiden, teilweise war ich sehr geduldig und konnte mir meine Punkte sehr schön herausspielen, oder Raphael riskierte zu viel und machte einen Fehler und dann waren Phasen dabei, wo Raphi sein Können und seine Shots auspackte und ich nicht geduldig genug spielte und zu sehr das Spiel meines Gegners mitspielte.
So kam es, dass Raphael bei 9/10 im vierten Satz einen Matchball hatte, welchen ich mit einem (sehr riskanten) volley cross court Nick als Service-Return abwehren konnte und danach im Tiebreak selbst meinen ersten Satzball zum 12/10 verwertete.
Es kam also wie es kommen musste, ein fünfter Satz. Das Niveau von uns beiden stieg stetig, vor allem in den letzten beiden Sätzen. Es war ein ähnliches Spiel wie zuvor, viele Angriffe, enorme Laufleistung von uns beiden, ein paar Fehler und intensive Rallies. Es ging Punkt um Punkt hin und her. Schließlich konnte ich mir einen kleinen Vorteil zum 9/8 verschaffen. Raphael konterte und holte sich erneut Matchball zum 9/10. Wieder konnte ich ihn abwehren. Es war ein Déjà-Vu, erneut Tiebreak, ich konnte mir nun selbst beim Stand von 11/10 einen Matchball sichern. Es gelang mir leider nicht ihn zu verwerten und Raphael glich aus und sicherte sich selbst einen weiteren Matchball zum 12/11.
Nun kam der wohl bitterste Moment im Match: Raphael servierte direkt ins Nick, ohne Chance, dass der Ball auch nur ein Bisschen hochsprang. Selbst Raphi wusste nicht ob er sich nun freuen oder schämen sollte. Nach 63 Minuten war es nicht das Ende was ich mir gewünscht habe, dennoch kann ich meinem Gegner nur gratulieren. Die Enttäuschung ist natürlich trotzdem riesengroß, ich war so knapp dran wie noch nie. Ein Sieg hätte mich eventuell in die Top 100 gebracht.
Auch der Lucky Loser Platz ging nicht an mich (was durchaus fair gewesen wäre)!
Damit bleiben mir 35 Punkte für die Rangliste, was mich mit dem Ergebnis aus Kanada (40 Punkte) trotzdem hoffentlich den einen oder anderen Platz nach vor bringt. Des weiteren kann ich es nur positiv sehen, dass ich in meinen letzten 6 Spielen gegen Top 100 Spielern, allesamt in den letzten zwei Monaten, zwei gewinnen konnte (Nielsen, Shuja) und drei immerhin im fünften Satz verlor (Charlton, Nielson, Kandra). Das einzige Match welches ich mit 0/3 verlor, war jenes gegen Julian Illingworth, welcher als Nummer 28 der Welt doch noch außer Reichweite für mich ist. Des weiteren verlor ich heuer in noch keinem einzigen Bewerbsspiel gegen einen Spieler hinter mir. Dies gibt mir wieder etwas Selbstvertrauen mit den Spielern zwischen 70 und 100 auf Augenhöhe zu sein. Es zeigt auch, dass mich mein Training in Harrogate unter David Pearson einen Schritt weitergebracht hat. Nun muss ich daran arbeiten solche knappen Matches öfter zu meinen Gunsten entscheiden zu können. Es war teilweise bestimmt Pech dabei, doch auch dies zeichnet einen Spieler aus solche knappen Spiele zu gewinnen.
Nun muss ich diese bittere Niederlage mental wegstecken und nach vorne blicken.
Am Dienstag geht es los nach Nürnberg wo die Mannschafts-EM beginnt. Dort werde ich unser Nationalteam anführen, wo wieder sehr harte Partien auf mich warten und ich mich erneut beweisen kann.
Alle weiteren Ergebnisse zum Grasshopper Cup gibt es auf der Turnierseite sowie auf der Squashsite.
Hier gibt es noch ein paar Fotos zu meinem Trip.