Grasshopper Cup – an Sensation knapp vorbei!

Die Auslosung zur Qualifikation des Grasshopper Cup in Zürich brachte mir zuerst einen kleinen Dämpfer, als ich erfuhr auf die Nummer eins der Quali und Nummer 38 der Welt Henrik Mustonen (FIN) zu treffen. Mir war natürlich bewusst, als ungesetzter Spieler auf jeden Fall auf einen der Top acht zu treffen, dass es aber gleich die Nummer eins wurde, war doch etwas bitter. Nach einer sehr starken Leistung, drängte ich den Finnen aber nach einer Aufholjagd an den Rand einer Niederlage und musste mich erst im fünften Satz geschlagen geben.

Viel knapper hätte es nicht hergehen können als eine Partie mit 8/11 im fünften Satz zu entscheiden, noch dazu nicht zu meinen Gunsten leider. Doch einen Top 40 Spieler mit einer starken Leistung so gefordert zu haben, tröstet zumindest.

Nachdem ich erst vor weniger als 20 Stunden aus Südafrika anreiste und als letzter Spieler noch in die Qualifikation rutschte und damit nicht gesetzt war, rechnete ich mir ohnehin nur Außenseiterchancen aus und hatte absolut nichts zu verlieren. Vielleicht waren es gerade diese Umstände welche mich so gut spielen ließen, vielleicht hätte es mit einer besseren Vorbereitung sogar geklappt, wer weiß.

Meine bisher einzige Begegnung mit Henrik Mustonen verlor ich vor etwa drei Jahren mit 1/3, doch auch so kenne ich den flinken Finnen schon sehr lange. Ich hatte also eine genaue Idee was mich erwarten würde und hatte versucht mir eine gute Taktik zurechtzulegen.

Ich wollte meinem Gegner möglichst wenige Möglichkeiten bieten um zu kontern oder mich auszuspielen. Ich versuchte möglichst gerade und geduldig zu spielen und mich selber aufs Kontern zu konzentrieren und auf Chancen zum Attackieren zu warten.

Zwar verfolgte ich diesen Plan relativ konsequent, dennoch musste ich sehr viel arbeiten und konnte spielerisch nicht genug Druck erzeugen. Ich spürte schon nach dem ersten Satz, welchen ich mit 5/11 verlor, die zurückgelegten Wege in den Beinen.

Doch im Zweiten war ich schon besser im Rhythmus und konnte von Beginn an besser mit- und dagegenhalten. Immer öfter konnte ich mir schöne Punkte herausspielen, leider konnte ich diese Qualität nicht ganz aufrechthalten und die Nummer 38 der Welt konnte am Ende des Satzes sich entschiedend absetzen und ihn mit 11/7 für sich entscheiden.

Im dritten Satz konnte ich diesen Aufwärtstrend fortsetzen und war nun sehr gut im Spiel. Es entwickelten sich längere und ausgeglichenere Ballwechsel, welche mich sehr viel Kraft kosteten. Der Finne konnte sich wieder absetzen und 9/6 in Führung gehen. Bei diesem Spielstand traute mir wohl keiner mehr ein Comeback zu, selbst ich befürchtete schon, dass nicht mehr viel zu holen war. Doch ich schaffte das kaum Mögliche und kam sensationell zurück. Zwar konnte ich meinen ersten Satzball bei 10/9 nicht nützen, dafür aber den Zweiten mit aller letzter Kraft zum 12/10.

Dies war ein enormer Kraftakt, von dem ich mich auch in der Satzpause nicht vollständig erholte. Dass ich den darauffolgenden Durchgang dann aber so deutlich gewann, überraschte auch mich. Womöglich war es auch genau jene Lockerheit, welche mich noch befreiter spielen ließ und ich mich unbekümmerter traute schnelle Entscheidungen so erfolgreich zu treffen. Denn die Ballwechsel von nun an waren alles andere als lang. Es waren sehr kurze und schnelle Punkte, ich war verwundert wie leicht es von der Hand ging, ohne zu zaubern. Ich wusste, dass ich bei den langen Ballwechsel meist nur zweiter Sieger war, mein Angriffsspiel war aber so klinisch und effizient, dass ich diese Taktik nun weiterverfolgen wollte. Es war fast schon kitschig wie genial ich die Bälle traf und meine Punkte einsammelte, ich raste zu einer 10/3 Führung und es schien, als hätte Henrik nun den Faden verloren, bzw war er überrascht von dem nun komplett anderen Spiel. Ich sicherte mir den Durchgang mit 11/5 und erzwang damit einen Entscheidungssatz.

Auch dieser ging in der selben Tonart weiter und ich führte in selber Manier sofort mit 4/0. Ein knapper Fehler schien dann meinen Lauf zu beenden, denn anstatt das 5/0 zu erzielen ging mein Stop tief, welcher ansonsten wohl ein Punkt für mich gewesen wäre. So konnte der Finne das Momentum gerade noch stoppen und sogar wenden, denn er machte die nächsten sieben Punkte in Folge, zum Teil viel zu leicht. Bei 4/7 kam ich wieder ins Spiel und holte Punkt für Punkt auf, selbst bei 5/9 steckte ich nicht auf und startete noch einmal eine tolle Serie von drei Punkten bis zum 8/9. Ich glaubte dann so sehr auf meine Chance und war absolut gewillt das Ding zu holen. Ich kann mir nichts vorwerfen, denn die nächsten beiden Punkte waren sehr umkämpft und hätten auch zu meinen Gunsten ausgehen können. Doch es reichte ganz, ganz knapp nicht und ich verlor den Satz mit 8/11.

Nach 50 Minuten hieß das Ergebnis 5/11, 7/11, 12/10, 11/5, 8/11.

Zunächst weiß ich nicht ganz, ob ich stolz und glücklich über die Leistung sein sollte, oder ob ich über diese so knapp verpasste Riesengelegenheit enttäuscht sein sollte. Dass ich so eine Leistung abliefere, nach nicht geraden den besten Spielen in Südafrika, einer 28-stündigen Anreise von Johannesburg nach Zürich, einer Ankunft weniger als 19 Stunden vor dem Spiel, und das gegen die Nummer 38 der Welt und Topgesetzten Spieler aus der Qualifikation bei einem mit 50.000 USD dotierten International 50 Turniers, hätte ich mir eigentlich im Traum nicht zugetraut. Es wäre noch dazu mein größter PSA-Sieg meiner Karriere gewesen, selbst in Bestverfassung eigentlich eine kaum vorstellbare Möglichkeit. Doch wie schon anfangs erwähnt, vielleicht war es heute meine Bestfervassung, weil ich einfach mental locker lassen und befreit aufspielen konnte, denn die Grenzen setzt man sich bekanntlich selber (im Kopf).

Von dem her bin ich sehr glücklich und möchte auch absolut das Positive mitnehmen. Es gibt mir wieder einen Schub, der mir zeigt, dass es noch möglich ist und ich auf einem Niveau spielen kann, wie ich es regelmäßig auch im Training zeige und wo ich hin will und überzeugt bin dazuzugehören. Der Unterschied zu diesem Niveau ist nicht groß, ich muss einfach nur umsetzen was ich kann und es ist immer eine tolle ‚Erinnerung‘ an mich selber wie es eigentlich nochmal geht!

Ich verpasste leider die Chance auf sehr viele wertvolle Punkte, doch es werden wieder solche Gelegenheiten kommen, die Erinnerung und das Gefühl bleibt mir aber und beim nächsten Mal werde ich, das etwas Mehr an Erfahrung haben um die Chance zu ergreifen.

Alle weiteren Infos, Fotos und Ergebnisse zum GC-Cup gibt es auf der Turnierseite und hier zu finden.

Für mich geht es nun weiter zum Bundesliga Finale in Wiener Neudorf. Die Tage davor werde ich mich in Salzburg noch mit Edel-Sparringpartner Robert Fasser vorbereiten, eine mögliche Geheimwaffe im Titelkampf! Freitag findet das Semifinale gegen das Team Tirol statt. Wir werden alles geben um den Titel erstmals in die Mozartstadt zu holen!

 

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