Endstation Semifinale bei Victorian Open
Zwar reichte es heute nicht ganz für die große Sensation, doch mit einer 1/3 Niederlage verkaufte ich mich auch heute gegen den Topgesetzten Mohd Nafiizwan Adnan (MAS, WRL 33) gut. Nach einer ordentlichen Leistung musste ich nach 44 Minuten mit 7/11, 5/11, 11/9, 4/11 meinem Gegner den Vortritt lassen. Dennoch war es ein sehr erfolgreiches Turnier für mich.
Mit gemischten Gefühlen verließ ich heute den Court, einerseits war es ein ansehnliches Match indem ich die aktuelle Nummer 33 der Welt im Semifinale eines Challenger 10 Turniers forderte, andererseits hatte ich noch den Wunsch länger am Court zu bleiben und fühlte auch, dass nicht viel fehlte und teilweise zu leichtfertig Punkte hergab.
Es war mein erstes Match am Glascourt bei diesem Turnier, was aber keine zu große Umstellung für mich darstellte. Ich hatte am Morgen noch die Möglichkeit darauf zu trainieren und außerdem bin ich es auch bereits einigermaßen gewohnt auf einem Glascourt zu spielen.
Ich fand auch gleich sehr gut ins Spiel, holte mir die ersten zwei Punkte und konnte bis 5/4 diesen kleinen Vorsprung stets verteidigen. Auch bis zum 6/6 war das Spiel ausgeglichen. Ich fand eine gute Breite mit der ich gut an meinem Gegner vorbeikam und gab ihm damit auch wenig Möglichkeiten zum Vollieren. Danach spielte ich zu viele Crosscourts, während Adnan mehr aufrückte und mehr vollierte und damit die Mitte mehr kontrollierte. Leider kam er dadurch zu schnell und zu leicht zu Punkten und zog auf 10/6 davon. Einen Satzball konnte ich noch abwehren ehe der dieser Durchgang mit 7/11 an den Malayen ging.
Im zweiten Satz verlor ich schon zu Beginn etwas den Anschluss. Meine Qualität passte nicht mehr und nur ein kleiner Rückgang bei der Genauigkeit wird bei so einem Gegner sofort bestraft. Meine Länge war zu kurz und Adnan verteilte die Bälle so, dass ich meist hinterher war und nur selten durch gute Tempiwechsel und Lobs wieder aus dem Druck kam. Allerdings war ich über längere Zeit einfach nicht konstant und druckvoll genug. Daher verlor ich diesen Satz auch deutlich mit 5/11.
Nun musste ich von Satz zu Satz denken und Schritt für Schritt. Ich fühlte mich körperlich sehr gut und wohl am Court. Ich konnte im dritten Satz wieder besser ins Spiel finden, den Ball gut an der Seitenwand halten und damit das Spiel offener. Die Rallies wurden wieder länger und Adnan musste auf jeden Fall mehr für seine Punkte arbeiten. Trotz eines 4/7 Rückstand steckte ich nicht auf und fokussierte mich noch einmal darauf mich aus der Gefahrenzone zu halten und es funktionierte. Ich kam bis auf 7/7 heran, war aber bis 9/9 immer einen Punkt zurück, konnte aber stets prompt ausgleichen. Als ich dann bei 10/9 sogar einen Satzball hatte, griff ich sofort nach dieser Chance und verwertete sehr mutig einen Rückhand Volley Kill ins Nick. Sehr ähnlich kam ich auch zum Satzball, allerdings auf der Vorhandseite.
Leider konnte ich damit im vierten Satz nicht anschliessen und lag schon von Beginn an zurück. Nicht, dass ich mich mit dem Satzgewinn zufrieden gab, ich wollte auf jedenfall auch diesesen Satz spannend machen und für mich entscheiden. Allerdings sackte meine Genauigkeit einfach zu krass ab und mein Gegner kam erneut sehr schnell und leicht zu Punkten, während es für mich sehr schwer war zu punkten. Dies machte den großen Unterschied aus, während Adnan sehr solide spielte schwankte meine Leistung und ganz speziell meine Länge zu sehr, sodass ich den topgesetzten Malayen nicht konstant unter Druck setzte und von der Mitte wegbewegte. Leider verlor ich den vierten Satz wieder deutlich mit 4/11 und damit war das Turnier für mich zu Ende.
Der Unterschied von uns beiden war nicht sehr groß, was mich sehr positiv stimmt. Weder technisch, körperlich noch spielerisch muss ich mich verstecken. Ich erspielte mir viele schöne Punkte, die auch vom Publikum gewürdigt wurden und es war keinesfalls ‚Einbahnsquash‘. Mein Gegner musste sich seinen Sieg heute erst erarbeiten. In anbetracht, dass Adnan 72 Plätze vor mir liegt spricht es denke ich für mich.
Einzig was ich mir heute vorfwerfen muss, ist, dass ich zwischendurch zu einfach und schnell Punkte hergab. Dies lag hauptsächlich an meiner unkonstanten Länge, mit der ich meinen Gegner nicht gut genug in die hinteren Ecken brachte um dann selbst mehr Zeit in der Mitte fand um das Spiel nach meinen Wünschen zu gestalten. Adnan im Gegensatz spielte sehr solide und war in der Mitte so dominant, dass er einfach mit jedem Ball Druck ausübte. Trotzdem habe ich mich heute gut geschlagen und konnte mit gehobenen Haupt den Court verlassen.
Hätte mir jemand gesagt, dass ich hier ins Halbfinale einziehen werde, nachdem ich die Nummer 65 der Welt mit 3/0 eliminiere, hätte ich das bestimmt nicht geglaubt. Daher bin ich natürlich sehr, sehr glücklich über meine Turnierleistung, speziell in den letzten beiden Partien. Es freut mich, dass ich nach meinem Trainer- und Umfeldwechsel in England bei wichtigen Turnieren diese Umstellungen auch in Ergebnissen ummünzen kann, was mir meist in meiner Zeit in Manchester nicht so geglückt war und gibt mir wieder viel Selbstvertrauen, nicht nur für das nächste Turnier, sondern auch für die kommende Saison. Stück für Stück komme ich nun spürbar weiter und seit Jänner habe ich einen guten Schritt nach vorne gemacht, was ich auch schon bei diversen Turnieren zuvor bewiesen habe (Austrian Open, Kanada, Zürich…). Übrigens machte ich es mit diesem Erfolg sogar auf die Titelseite der PSA Homepage.
Insgesamt war dieses Turnier natürlich ein toller Start für meine Tour. Mit 70 Punkten sammelte ich deutlich mehr Punkte als mein Schnitt derzeit beträgt (44 Punkte) und bedeutet auch einen wichtigen Schritt in Richtung Punkteverteidung aus dem letzten Jahr.
Nun heißt es für ein paar Tage mich zu regenerieren und auf die Tasmanian Open vorzubereiten. Diese starten am Freitag, doch schon am Mittwoch werde ich von Melbourne südwärts nach Tasmaniens Hauptstadt Hobart fliegen.
Dort treffe ich dann als Nummer 2 Gesetzter in der ersten Runde, wie schon hier in Melbourne auf den Ägypter Tarek Salah Shehata. Die Zeichen stehen also gut, doch es beginnt wieder von vorne und es muss alles erst einmal gespielt werden. Doch ich werde wieder mein Bestes geben dieses Momentum mit mir zu nehmen.
Alle weiteren Ergebnisse zu den Victorian Open gibt es noch auf der Squashsite zu finden.